Oftmals kommen Menschen mit gewissen Vorstellungen wie sie sich zu benehmen haben in die Alexandertechnik. Oftmals ist es die Vorstellung, dass man sich jetzt auf die Liege legt, der Therapeut die Behandlung macht, und das war's dann. Darin enthalten kann auch ein Aushalten von etwas unangenehmem sein, das sich nicht äussern, wenn sich etwas nicht gut anfühlt. Oder so oft kommt auf die Frage wie es geht, ein 'besser'. Oftmals kann ich fühlen, dass mir Menschen die Antwort geben, die sie glauben geben zu müssen und nicht was sie wirklich denken.
Viele Menschen haben schlechte Erfahrungen gemacht damit, das zu sagen was sie wirklich denken. Oder auch damit kritische Fragen zu stellen. Nicht jeder Mensch ist offen dafür. Menschen die Hinterfragen sind nicht immer die bequemsten. Und wenn man noch ein Kind ist und einen Erwachsenen in Frage stellt, wird das oftmals als Respektlosigkeit angesehen, vor allem dann, wenn der Erwachsene keine gute Antwort weiss. Hinterfragen ist keine Respektlosigkeit, es kann aber für den Hinterfragten unangenehm sein und ihm ein Gefühl der Inkompetenz und des Autoritätsverlusts geben. Um dies zu verhindern wird das Kind oftmals 'in die Schuhe gestellt'. Als Erwachsener kann uns dasselbe passieren mit einem Chef, mit einer Lehrperson oder einer anderen Autoritätsperson, sogar in Freundschaften und Beziehung kann es ein Thema sein. Als Erwachsene haben viele schon gelernt, wie kritisch es ist gewisse Themen anzusprechen, und sie haben gewisse Verhaltensregeln adaptiert.
Um mit der Alexandertechnik arbeiten zu können ist es wichtig eine authentische Kommunikation zu entwickeln. Viele Menschen haben gelernt nach der Antwort zu suchen, die das Gegenüber hören will. Anstatt wirklich nach der eigenen Antwort zu suchen. Es ist teilweise ein langer Prozess Menschen aus diesem Muster heraus zu bekommen. Und auch wenn man ihnen erklärt, dass man offen für eine ehrliche Antwort ist, sind da häufig viele Hemmungen. Es braucht den Aufbau des Vertrauens, dass es auch wirklich ok ist, zu sagen was man denkt und fühlt und man dafür weder verurteilt noch lächerlich gemacht wird. Es braucht aber auch Mut, sich seinen Ängsten zu stellen und tatsächlich damit zu beginnen sich auszudrücken.
Auch sind sich Menschen sehr daran gewöhnt, dass es eine richtige Antwort gibt, die man finden muss. Auch das etwas möglichst schnell, richtig umsetzen können ist für viele ein grosser Druck. Auf der Ebene, auf der wir mit der Alexandertechnik lernen, ist das sammeln von Erfahrungen und das Ausprobieren zentral. Für viele Menschen ist das gar nicht so einfach! Wir brauchen unterschiedlichste Erfahrungen und damit sind auch "Fehler" willkommen. Und Menschen sind nur dann bereit auszuprobieren, wenn Fehler keine negativen Konsequenzen haben. Ohne Ausprobieren ist kein Lernen möglich. Der Versuch alles richtig zu machen und lieber nichts zu machen als etwas Falsches, ist meiner Erfahrung nach eines der grössten Lernhindernisse. Die "Fehler" die in der Alexandertechnik passieren können sind ziemlich harmlos. Ob man eine Bewegung jetzt mal so oder so ausprobiert, hat keine grossen Folgen. Nicht so wie die Gewohnheiten die wir uns bereits angewöhnt haben und unzählige Male im Alltag wiederholen. Das gibt uns einen Spielraum, der grundsätzlich sehr sicher ist, auch wenn das Thema als solches viele Menschen immer noch stark triggern kann.
In der Alexandertechnik interessiere ich mich für deine ganz persönliche Erfahrung damit, was mit dir passiert. Auch wenn du nichts fühlen kannst ist das ok. Das Hinterfragen ist erwünscht! Wenn etwas für dich keinen Sinn macht, muss ich das wissen um es anders erklären zu können. Es bringt nichts, wenn du während der Lektion alles machst was ich sage, das für dich aber keinen Sinn macht, und du aus dem Raum herausgehst und alles beim Alten bleibt. Für manche ist es auch ein Thema, dass man Dinge so lange in sich hineinfrisst bis man dann schlussendlich explodiert und die Wahrheit ziemlich heftig herauskommt. Die Alexandertechnik bietet dir diesen Raum für Konfrontation, für Exploration, dafür deine eigene Wahrheit zu finden und sie auszudrücken auf eine konstruktive Art und Weise. Auch das ist einer der wertvollen Aspekte der Alexandertechnik die tiefer gehen als man vielleicht auf den ersten Blick sieht. Viele Menschen haben traumatische Erfahrungen mit Authentizität gemacht. Dies auf der Ebene der Alexandertechnik wieder Erleben zu dürfen kann ein erster Schritt sein, um Authentizität wieder entwickeln zu können.
«You can't do something you don't know, if you keep doing what you do know.»