In Alignment - Alexandertechnik

Die Körperhaltung beeinflusst wie wir uns fühlen und umgekehrt

Körperhaltung.... Ein so grosses Thema! Es gibt so viele Ideen da draussen was eine gute Körperhaltung ausmacht. Wer hat noch nicht gehört: "Schultern zurück und aufrecht stehen/sitzen"? Wahrscheinlich jeder, und so viele Menschen halten im Alltag aktiv ihre Schultern zurück. In der Alexandertechnik wissen wir, eine gesunden Haltung ist keine festgehaltene Haltung, sondern eine dynamische, bewegliche, ausgerichtete Haltung. Eine aufgerichtete Körperhaltung liegt in der Natur unseres Körpers. Die meisten Kinder, sofern der Prozess nicht gestört wird, entwickeln eine sehr gute Körperhaltung während sie stehen und laufen lernen. Kinder müssen ihren verhältnismässig grossen Kopf ausbalancieren und den Körper so organisieren, dass der Kopf nicht dazu führt dass sie umfallen. Dieses ausbalancieren ist es, was den Körper dynamisch und beweglich erhält.


Unsere Körperhaltung wird durch vieles beeinflusst, und einen sehr grossen Effekt auf Kinder hat das viele sitzen in der Schule. Es würde in unserer Natur liegen in Bewegung zu bleiben, unseren inneren Impulsen zu folgen, mal für eine Weile sitzen, gehen, spielen, rennen, liegen. Alles was wir für zu lange machen müssen, führt zu Ermüdung und Kompensationshaltung. Und dies zeichnet langsam aber sicher unseren Körper.


Ist dir aufgefallen, dass unsere Emotionen unsere Körper ebenfalls beeinflussen? Dass sich deine Körperhaltung ändert wenn du verärgert bist? Oder gelangweilt? Oder traurig? Das ist normal und auch wichtig, da es zur Kommunikation der nonverbalen Ebene gehört. Im Optimalfall würden diese Emotionen für einen Zeitraum bleiben, verarbeitet werden und wir würden zurückkommen zu einer neutralen Körperhaltung. Es bestünde ein natürlicher Wechsel zwischen verschiedenen Emotionen, verschiedenen Intensitäten und unser Körper würde diesem Rhythmus folgen und auch alle Emotionen könnten wieder losgelassen werden. Bleiben wir länger in einer Emotion stecken beeinflusst das unsere Körperhaltung nachhaltig.


In unserer Gesellschaft werden viele Emotionen als unangebracht angesehen, was dazu führt, dass wir versuchen diese Emotionen zu kontrollieren. Wir unterdrücken sie, wir schämen uns für gewisse Gefühle und auch diese Kontrolle macht etwas mit unserer Körperhaltung. Es gibt viele unterschiedlich Strategien wie wir verbergen, was wir für inakzeptabel halten. Wir können uns kleiner machen als wir sind, um unschuldig zu wirken. Wir können eine Maske aus stolz aufsetzen, um unsere Selbstzweifel zu überdecken... Es gibt unzählige Varianten, aber alle haben wir irgendwann mal kreiert um den verletzlichen Teil in uns zu schützen. Dies geschieht in vielen Fällen unbewusst.


Auch unser Nervensystem sollte die Fähigkeit haben sich zu fluktuieren. Der Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe. Die Aktivierung um in einem Notfall kämpfen oder flüchten zu können, aber auch das Runterfahren um das Essen zu verdauen. Das Nervensystem ist ein komplexes System dass extrem vieles im Körper kontrolliert und mit vielen anderen Systemen interagiert. Wie die Atmung, Herzrate, das Hormonsystem, die Verdauung, der Muskeltonus.


Wir leben in einer Zeit in der Stress an der Tagesordnung ist, dieser Stress aktiviert unser Nervensystem. Es ist für uns oftmals sehr schwierig tatsächlich zu entspannen. Darin liegt aber auch eine Gewohnheit, so dass wir eine Stressreduktion als Entspannung empfinden können, gleichzeitig fahren wir aber nie wirklich runter. Auch vergangene Traumen können unser Nervensystem so aktivieren, das die natürliche Regulation und Fluktuation des Nervensystems eingeschränkt wird. Was einen bleibenden Einfluss auf unseren Körper hat.


Vielleicht ist dir aufgefallen, dass alle körperlichen Systeme beweglich sind. Es gibt keine fixe Position oder ein Idealzustand in dem sie bleiben sollen. Genau wie unsere Körperhaltung keine fixe sein soll. Dieses Konzept der Beweglichkeit, der Dynamik, der zyklischen Veränderung, ist für viele Menschen schwierig zu verstehen, da wir uns daran gewohnt sind, dass es auf 'Richtig' eine fixe Antwort gibt. Viele Menschen suchen nach etwas an dem sie sich Festhalten können, wo sie wissen, dass sie richtig sind, diese Idee loszulassen ist oftmals ein nicht zu unterschätzender Prozess, mit einer ganze Reihe von Widerständen, Zweifel und Ängsten.


Dies sind einige der Dinge, die unsere Körperhaltung im Laufe des Lebens, meist unbewusst beeinflussen, und dafür verantwortlich sind, wie wir heute in unsere Körper auftreten. Doch die Beeinflussung geht nicht nur in eine Richtung. Das was in unserer Körperhaltung feststeckt, informiert unser Nervensystem ebenfalls die ganze Zeit. So kann eine bestimmte Körperhaltung eine bestimmte Emotion auslösen und unser Nervensystem aktivieren.


Diesen Effekt können wir uns in der Alexandertechnik zu nutzen machen. Um über die körperliche Ebene andere Ebenen anzusprechen. Es ist immer wieder interessant, was eine Veränderung der Körperhaltung in einem Menschen auslösen kann. Immer wieder kommt es vor, dass wenn sich der Körper mehr aufrichtet, dass das in einem Menschen auslösen kann, dass er sich hochnäsig oder arrogant fühlt und er oder sie findet so kann ich sicher nicht herumlaufen. Führt man den Menschen dann vor den Spiegel ist er ganz überrascht wie natürlich die Körperhaltung aussieht und dass es sich ganz anders anfühlt. Oder wenn jemand dann endlich die Schulter loslässt und nicht mehr nach hinten zieht, dass er oder sie dann sofort glaubt wie Quasimodo herumzulaufen. Eine aufrechtere und zentrierte Körperhaltung kann aber auch dazu führen, dass man sich leichter fühlt und einen klareren Kopf hat. Beweglichkeit im Körper kann zu Beweglichkeit im Denken führen. Bodenkontakt und Erdung kann Ängste reduzieren.


Alles beeinflusst sich gegenseitig. Unsere Körperhaltung erzählt unsere Lebensgeschichte, beeinflusst aber auch wohin wir unser Leben lenken. Unser Körper ist auch unser Zugang zu dem was effektiv unserer Wahrheit entspricht.

"Alles und jedes, ob nun physisch, mental oder geistig, wird von dir in Muskelspannung übersetzt"


F.M. ALEXANDER

«There is no such thing than a right position, but there is such a thing as a right direction»

FM Alexander