Die Balance zwischen einem hohen Standard und einer fünf gerade lassen

Hast du schon festgestellt dass viel nicht immer viel hilft? Oftmals glauben wir dass je mehr wir uns anstrengen und je mehr wir nach Perfektion streben, dass wir damit ein besseres Resultat erzielen. Doch in vielen Bereichen ist das nicht nur eine falsche Vorstellung, es ist sogar hinderlich sich zu sehr anzustrengen und wir legen uns damit Steine in den Weg. Dieser Aspekt wird viel zu oft vernachlässigt und viele von uns leben in dem Glauben, wenn wir uns mehr Anstrengen, bekommen wir auch mehr zurück. Und in einer Gesellschaft in der diese Art zu denken vorherrscht ist es oftmals nicht so einfach weniger zu machen, nein zu sagen, etwas gut sein zu lassen. Oftmals fühlt man sich sicherer, wenn man einfach alles gibt und sich dabei ausbrennt, dann kann man sich von niemandem vorwerfen lassen man hätte zu wenig reingesteckt. Doch dieses Verhalten ist alles andere als Intelligent. Es ist eine Strategie die uns schützt vor Verurteilung, aber nicht vor Konsequenzen.


Die Balance zu finden zwischen was ist zu viel und was ist zu wenig ist gar nicht so einfach. Denn die Grenzen sind nicht so fix. Diese Grenzen sind höchst individuell und auch abhängig von unserer Tagesform. Es braucht einen Kontakt zu sich selber, seinen Grenzen und dem Aussen. Ein sich einfühlen können, ein sich wahrnehmen können. Nur wenn wir uns spüren, können wir unsere Grenzen erkennen und fühlen was für uns im Moment stimmt. Genau so wichtig ist der Kontakt zum Aussen, zu dem was wir erreichen möchten und/oder mit dem wir arbeiten. Für viele Menschen ist es eine Herausforderung auf sich selbst zu hören und das auch nach Aussen zu kommunizieren und dazu zu stehen. Die eigenen Grenzen stehen manchmal im Widerspruch, mit dem was erwartet wird.


In der Alexandertechnik ist dieses Prinzip die Grundlage der Arbeit. Eine gesunde und natürliche Körperhaltung ist mit Leichtigkeit, Geschmeidigkeit und Balance verbunden. Und nicht damit mit Anstrengung eine Position zu halten. So viele von uns haben gelernt eine Körperhaltung einzunehmen die einem viel zu vereinfachten Bild entspricht, dann werden die Schultern zurückgenommen, der Brustkorb herausgestreckt und das soll jetzt eine gute Haltung sein. Ja diese Haltung wird anstrengend sein und sie wird sogar mit grösster Wahrscheinlichkeit zu Schmerzen führen. Und trotz der Konsequenz und Anstrengung ist das Resultat nicht wirklich gut. Damit werden weder Schmerzen noch körperliche Überlastung und Schäden verhindert. Egal wie sehr du dich anstrengst, das Resultat wird nicht überzeugen. Man macht mit viel Anstrengung etwas zu simples, das einfach nicht funktioniert. Die Alexandertechnik ist definitiv viel komplexer, man erreicht eine gute Körperhaltung nicht mit zwei, drei simplen Regeln. Nein, eine gute Körperhaltung muss sogar einiges in unserer heute üblichen Denkweise durchbrechen. Es braucht viel weniger körperliche Anstrengung, dafür viel mehr Intelligenz, Verbundenheit, Kontakt zu seinem Körper und Präsenz. Grundsätzlich alles Dinge die es sich sowieso lohnt zu fördern!


Dieses Prinzip wird auch beim Reiten sehr offensichtlich. Da suche ich nach Losgelassenheit und Balance, danach dass sich ein gesunder Schwung entwickeln kann und das Pferd schöner und kräftiger wird und gerne mit mir arbeitet. Genauso wie ich in einem Körper leben möchte der beweglich, leicht und schmerzfrei ist, möchte ich dies auch meinem Pferd gewähren. Und das ist mit viel Arbeit, viel lernen und viel Arbeit an sich selbst verbunden. Es ist ein tägliches Suchen nach Balance, was ist das beste was ich heute tun kann? Wie viel kann ich verlangen um Fortschritte zu machen? Spüre ich wenn ich über die Grenze gegangen bin? Spüre ich wenn ich es mir in der Komfortzone zu gemütlich mache? Habe ich Menschen mit mehr Erfahrung um mich herum die mir helfen das zu lernen was ich noch nicht kann? Die mir helfen Dinge klarer zu sehen? Die mir einen sicheren Raum bieten um die Grenzen auszutesten? Das alles ist nötig um Fortschritte zu machen. Die kontinuierliche Beschäftigung mit dem Thema.


Genau so ist es mit der Alexandertechnikarbeit mit mir selber, es ist ein kontinuierliches dran bleiben, erforschen, lernen, erkennen und dass ist fantastisch! Es ist nicht simpel oder bequem oder einfach. Es ist heutzutage auch nicht einfach sich nicht nur vom Aussen herumtreiben und ablenken zu lassen. Für unsere Gesundheit und unseren inneren Wachstum ist es jedoch eine Grundvoraussetzung, dass wir uns tatsächlich die Zeit nehmen hinzuschauen und zu fühlen, um Präsent, Offen und Neugierig zu sein und zu bleiben. Und von dem was wir daraus lernen, die richtigen Massnahmen zu ergreifen um unser Leben in die Richtung zu steuern, die wir uns wünschen. Spürst du viel Stärke darin steckt und wie viel eigenständiges Denken? Das fördern wir in der Alexandertechnik genau so, wie dass du einen Körper hast in dem du dich wohlfühlst.